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Laverda 750 SFC 1971 - Heller 1/8
Hallo zusammen, wem die schon nicht unsportliche SF aus dem Hauses Laverda zu langweilig und zu wenig exklusiv war, der konnte - das nötige Kleingeld vorausgesetzt das Sondermodell SFC, Sportivo Freni Competizione bestellen. "Competizione", was auf gut deutsch "Wettbewerb" bedeutet. Was damit gemeint war lässt sich unschwer erkennen: Halbschalenverkleidung, großer, langgestreckter Tank, Höckersitz, Stummellenker, zurückverlegte Fußrasten, Vergaser mit offenen Ansaugtrichtern und eine schlanke Auspuffanlage mit wenig Platz für Schalldämpfung. Das alles ist mehr oder weniger Optik. Die SFC hatte aber auch einen stärkeren Motor, der sein Benzin- /Luftgemisch, aufbereitet von 40er (statt 35er) Vergasern, an größeren vorbei Ventile einsaugte. Die Steuerung übernahm eine schärfere Nockenwelle. Die Aufnahme der Hinterradschwinge war verstärkt.
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Das Modell auf den Fotos zeigt die Urversion der SFC mit der 2-in-2-Auspuffanlage ohne Verbindungsrohr. Später gab es auch eine sehr kurze 2-in-1-Anlage, die allein an den Krümmern befestigt war. Die in meinen Augen unglaublich schöne Trommelbremse im Vorderrad ist übrigens eine Laverda-eigene Konstruktion. Sie wich später einer Doppelscheibenbremse.
Mein alter Kumpel Lothar hat sich mal eine SFC-Replika aufgebaut. Der Motor, den er dafür verwendet hat, hatte der Vorbesitzer schwarz lackiert. Ich erinnere mich noch gut daran, dass Lothar über das Entfernen dieses Farbauftrags fast wahnsinnig geworden wäre. Die Lösung des Problems wurde schießlich mit satt aufgetragenem Industrieabbeizer erreicht, der ca. eine Woche auf den Motor, gut eingepackt in einen blauen Müllsack, einwirkte. Fragt mich bitte nicht, wie die Garage gestunken hat.
Ich durfte diese Laverda damals einen ganzen Samstagnachmittag testen und war froh, als ich sie wieder zu ihm zurückgebracht hatte. Die Schaltung auf der falschen Seite mit umgekehrtem Schaltschema war nur ein Problem. Schlimm waren die Vibrationen und unerträglich die nur unter allergrößter Karaftanstrengung zu betätigende Kupplung. Die ungewohnte Sitzposition machte das Ganze nicht erträglicher. Der über offene Ansaugrohre und die dämpferlose kleine 2-in-1-Anlage erzeugte Klang war allerdings vom Feinsten.
Böse Zungen behaupten Laverda hätte das Grundkonzept der Hondas CB 72 schamlos kopiert. Der Laverda-Motor gleicht dem 250 cm³ Motor der Honda wie Klonschaf Dolly seiner Stammzellenspenderin. Dies betrifft aber einen ethischen Aspekt. Aussehen tut sie in meinen Augen wirklich Klasse.
Zum Modell: Der Bausatz ist eine absolute Rarität der französischen Firma Heller im Maßstab 1:8. Die Detailgenauigkeit ist bis heute kaum erreicht und schließt sogar Form und Tiefe der Zylinderrippen mit ein. Dies wird durch "Schichtbauweise" erreicht, bei der der Zylinderblock Lage für Lage von unten nach oben aufgebaut wird. Gleichwohl habe ich hier und da noch einige Optimierungen vorgenommen, was sich nicht nur an den zahlreichen Stecknadelköpfen zeigt. Hinter diesem Kit war ich seinerzeit her, wie der Teufel hinter der armen Seele. Ein Modellbauer, mit dem ich über eine Kleinanzeige in einer Fachzeitschrift in Kontakt gekommen war, hat ihn für mich aufgetrieben. Hundert Mark habe ich damals dafür bezahlt. Zu diesem Preis würde ich heute jede beliebige Anzahl dieses seltenen Stückes ankaufen und beim Weiterverkauf gutes Geld machen. Denn anders als das SF-Modell, das es auch von Heller gab, wurde die SFC kein weiteres Mal mehr aufgelegt.
Mit einem Fotobericht über den Zusammenbau dieses Modells habe ich mich damals übrigens bei der Modellbauzeitschrift "Kit" als freier Mitarbeiter beworben. Und was soll ich Euch sagen sie haben mich genommen...
Beste Grüße vom NiedeR100Rhein Peter
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Laverda - ein Mythos
1873 gründete Pietro Laverda in Breganze eine Fabrik für Landmaschinen. 1949 gründete sein Enkel Francesco Laverda, nachdem er mit der Produktion von Fahrrädern begonnen hatte, die Firma Moto Laverda . Die Modelle Laverda 75 und 100 wurden schnell als robuste Motorräder bekannt. Um diesen Ruf zu untermauern entschloss sich Francesco Laverda an Langstreckenwettbewerben in Italien teilzunehmen, in den Jahren 1951 und 1957 errangen die 75 und 100er Modelle eine Vielzahl von ersten Plätzen.
Lino Marchi auf Laverda 75, Milano- Taranto 1956, der Mile Miglia für Motorräder.
1964 reist Massimo Laverda, ältester Sohn des Firmengründers, nach Kalifornien und New York. Im Gespräch mit dortigen Motorradjornalisten hört er nicht nur einmal Bigger is better. Gegen heftigen Widerstand innerhalb der Firma kann Massimo seinen Vater überzeugen große Motorräder zu bauen. Francesco überträgt Massimo schliesslich die Firmenleitung und widmet sich unter anderen dem Bau von Flugzeugen. Im Herbst 1966 wird die 650er Laverda auf der Motorshow in London erstmals präsentiert. Wenig später wird der Hubraum auf 750 ccm aufgestockt.
1971 bei den 24 Stunden von Oss/Holland brachte Laverda die 750 SFC erstmals an den Start .... und gewann das Rennen .... eine Legende wurde geboren.
24 Stunden von Oss/Holland 1971, Laverda belegt auf Anhieb die ersten drei Plätze. In den 80er folgt eine bewegte Zeit für Laverda. 2002 übernimmt Ivano Beggio die Marke, er hält Moto Guzzi, Aprilia und Laverda in einer Hand. 2002 wird auf der Motorshow Bologna ein Prototyp der Laverda 1000SFC vorgestellt, ein neues Modell soll den Mythos Laverda erwecken.
Motor Show Bologna 2004 die 1000 SFC
2004 kann auch Ivano Beggio die Marken nicht mehr halten, die Piaggio-Gruppe übernimmt Moto Guzzi, Aprillia und Laverda. Das Projekt 1000 SFC wird eingemottet, da die finanziellen Mittel zur Sanierung der Marken Moto Guzzi und Aprillia benötigt werden. Eine neue Laverda ist zur Zeit nicht in Sicht.
Der Mythos Laverda lebt in einer sehr aktiven Fanszene weiter.
Weblinks: Trio Infernale die Story Laverda Museum Holland
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