BMW R 90 S 1973 - Tamiya 1/6
Hallo allerseits,
zum großen Vorbild selbst brauche ich sicher nicht allzu viele Worte zu verlieren. Jeder kennt sie, viele begehren sie und einige von Euch besitzen ein solches Schmuckstück. Sie erschien 1973 und war BMWs Antwort auf die einschlägigen japanischen Wettbewerber, die unserer Marke in vielerlei Hinsicht - aber nicht in allen Disziplinen - längst davon gefahren waren. Und sie hatte einiges zu bieten, das noch nie zuvor an einer BMW zu sehen war: Doppelscheibenbremsen vorne, eine serienmäßige Cockpitverkleidung, Dell'Orto-Vergaser, Ceriani-Gabel und eine einzigartige Lackierung. Wer auf frische Farben stand, entschied sich für "Daytona-Orange" (allein diese Bezeichnung ist schon Programm). Wer es gern ein bisschen dezenter hatte, wählte "Silber-Rauch".
Der Leistungszuwachs gegenüber dem bisherigen Spitzenmodell R75/5 (= 50 PS) war beachtlich. Mit 67 Pferdestärken ließ sich die damals noch so prestigeträchtige 200 km/h-Marke durchaus knacken. Die R 90 S war aber keinesfalls kompromisslos allein auf sportliche Zwecke ausgerichtet. Ebenso wie ihre schwächeren Schwestern verfügte sie über Langstreckenqualitäten, auch im 2-Personen-Betrieb.
In meinem weitläufigen Bekanntenkreis gab es nur einen, der dieses wunderschöne Motorrad fuhr. Er war der Hoferbe eines lokalen Mercedes-Händlers und von seinem Daddy mit allen nötigen Finanzmitteln bestens ausgestattet. Die angestrebte mit diesem exquisiten Gefährt angestrebte Anerkennung fand er in der damaligen Clique rund um den stark polarisierenden Werkstattleiter eines ortsansässigen Honda-Händlers nicht. Im Gegenteil: Die BMW wurde mit den bekannten, einschlägigen Sprüchen schlecht gemacht. Auch mit seinem eher bescheidenen Fahrtalent konnte der Bursche keinen Boden gutmachen. Er, aber mehr noch sein wunderschönes Motorrad taten mir mitunter richtiggehend leid.
Doch nun zum "kleinen" Modell. Der wunderbare Bausatz der japanischen Firma Tamiya gelangte 1986 in meinen Besitz. Damals klapperte ich in meiner Freizeit den gesamten Niederrhein auf der Suche nach Motorradmodellkits ab, die längst aus der Angebotspalette ihrer Hersteller verschwunden waren, in meiner Sammlung aber noch fehlten. In Kevelaer wurde ich seinerzeit fündig in einem Spielwarengeschäft, das wegen Renovierung eigentlich geschlossen hatte. Die Ladentür stand aber offen und die beiden älteren Damen, die die Handwerker beaufsichtigten, erlaubten mir, das Angebot zu sichten. Ich bekam beinahe einen Herzstillstand, als ich dieses Modellbaujuwel dort entdeckte. Ein Preisschild war nicht angebracht und so fragte ich höflich, was es denn kosten solle. Nach kurzer Beratung wurde mir beschieden, dass dies ja ein großes Modell sei und deshalb wohl immerhin 39 DM kosten würde. Ich nickte, weil mir zum Sprechen der Atem fehlte, nestelte mit zittrigen Fingern das nötige Geld aus dem Portemonaie, verzichtete auf Kassenzettel und Tragetasche, verlies den Laden so unaufgeregt wie möglich und spurtete - zurück auf der Straße - mit dem Bausatz unter dem Arm in Rekordzeit zu meinem Auto, ohne mich nochmals umzudrehen. Der letzte reguläre Preis für diesen Kit lag nämlich bei 149 D-Mark.
Bevor ich mit dem Zusammenbau begann, stellte ich die üblichen Recherchen für einen möglichst originalgetreuen Zusammenbau an. Damals schrieb ich auch an BMW und war überrascht und sehr erfreut, über die Hilfestellung, die ich dort erhielt. Sie bestand nicht nur aus Kopien des Prospektes. Nein, ich erhielt auch eine mehrere Quadratmeter große Pause der originalen Konstruktionszeichnung im Maßstab 1:1. Auch meine Frage nach dem Lackiervorgang blieb nicht unbeantwortet: Beide Farbtöne wurden im "Nass-in Nass-Verfahren" aufgetragen. Dieses habe ich übrigens auch bei meinem Modell angewandt, freihändig, mit dem Airbrush und selbstgemischter Farbe.
Hier noch ein paar technische Schmankerln des Bausatzes. Gabel, Schwinge und Räder sind verschraubt. Die Federung vorn und hinten funktioniert, ebenso Seiten- und Hauptständer. Die Sitzbank ist aufklappbar und gibt den Blick frei auf Luftpumpe und Werkzeugschale. Der Fußbremshebel ist beweglich, ebenso der Kickstarter; beide gehen selbsttätig wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Gezeigt wird übrigens die erste Serie der R 90 S, erkennbar an den noch nicht gelochten Bremsscheiben.
Beste Grüße vom NiedeR100Rhein Peter
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